Candidate Experience bezieht sich auf die Gesamtheit der Erfahrungen eines Bewerbers an allen Kontaktpunkten mit seinem potenziellen neuen Arbeitgeber. Maßnahmen, die Arbeitgeber ergreifen, um diese Touchpoints zu optimieren, gehören zu den Methoden des Employer Brandings. Im Mittelpunkt stehen Ansätze für eine positiv erlebte Arbeitgebermarke im Bewerbungsprozess und darüber hinaus.
Der Begriff wurde analog zur Kundenerfahrung gebildet. Customer Experience Management (CEM oder CXM) oder Kundenerlebnismanagement dient dazu, positive Kundenerlebnisse zu schaffen, um eine emotionale Bindung zwischen dem Nutzer und dem Produkt oder Anbieter aufzubauen. Das Ziel von CEM ist es, aus zufriedenen Kunden loyale Kunden und aus loyalen Kunden „begeisterte Botschafter“ der Marke oder des Produkts zu machen. In ähnlicher Weise ist das Candidate Experience Management auf den Bewerbungsprozess und seine Wirkung auf den Bewerber zugeschnitten.
Sechs-Phasen-Modell
Candidate Experience bezieht sich auf die kollektive Wahrnehmung und die Erfahrungen, die ein potenzieller Kandidat auf der Candidate Journey („Bewerbungsreise“) von/mit einem Arbeitgeber sammelt. Diese Wahrnehmung sollte an allen Touchpoints (Kontaktpunkten) wie Stellenanzeigen, sozialen Medien, Bewerbungsformularen, E-Mail-Verkehr, Vorstellungsgesprächen usw. konsistent sein. Den Kontaktpunkten können sechs Phasen zugeordnet werden. Diese Konsistenz kann durch E-Recruiting sichergestellt werden.
Das Phasenmodell stellt den idealen Prozess dar, den ein (potenzieller) Bewerber durchlaufen kann. Er wird auf das Unternehmen aufmerksam (1. Attraktion), nutzt dann verschiedene Kanäle, um sich über das Unternehmen und seine Stellenangebote zu informieren (2. Information), bewirbt sich bei dem Unternehmen (3. Bewerbung), nimmt am Auswahlverfahren durch Vorstellungsgespräche, Assessment Center oder Ähnliches teil (4. Auswahl), erhält eine Zusage und beginnt im Unternehmen (5. Onboarding) und erlebt den Arbeitsalltag im Unternehmen (6. Bindung).
Einflussfaktoren
Eine empirische Studie zeigt, dass die bei der Bewerbung verwendete Kommunikationstechnologie kaum eine Rolle für das Bewerbererlebnis spielt. Wichtig ist vielmehr ein einfaches und schnelles Verfahren mit zeitnahen Informationen. Das Image des Unternehmens kann durch einen Mangel an Informationen während des Bewerbungsverfahrens beschädigt werden. Der Bewerber, für den der Prozess eine Blackbox ist, sollte eine klare und zeitnahe Rückmeldung über den Stand des Bewerbungsverfahrens erhalten. Eine andere Studie zeigt, dass Unternehmen mit einem positiven Image wählerischer mit Bewerbern umgehen können, ohne dass ihr Fairnessempfinden darunter leidet. Eine offene Frage ist, inwieweit ein standardisierter Bewerbungsweg den Bedürfnissen aller Alters- und Fachgruppen gerecht werden kann. In ihrer empirischen Studie über alle Altersgruppen hinweg betonen Wald und Athanas nicht nur die eher technischen Faktoren (z.B. verständliche Formulierungen von Berufsbezeichnungen), sondern auch die Bedeutung des Beziehungsaufbaus und der Vertrauensbildung im Bewerbungsprozess für eine positive Bewerbererfahrung.